Brennnessel

Die Brennnessel ist mit ihren 30 – 70 Arten weltweit verbreitet – außer in der Antarktis –In Deutschland kommen sehr häufig die große und die kleine Brennnessel vor –seltener die Röhricht-Brennnessel und die Pillenbrennnessel

Botanischer Kurzsteckbrief

Große Brennnessel

Wissenschaftlicher Name: Urtica dioica

Höhe: 30 bis 150 Zentimeter

Blütenfarbe: grün

Blütezeit: Juli bis September

Standortansprüche:

sonnig bis halbschattig

Kleine Brennnessel

Wissenschaftlicher Name: Urtica urens

Höhe: 10 bis 60 Zentimeter

Blütenfarbe: grün

Blütezeit: Mai bis November

Standortansprüche:

sonnig bis halbschattig

Die Brennnessel ist ein typischer Stickstoffzeiger und kommt sehr häufig an – durch Landwirtschaft oder menschliche Siedlungen – eutrophierten Standorten vor.

Die Fruchtreife erfolgt von September bis Oktober, die Ausbreitung der Früchte erfolgt sehr vielseitig als Ballon- oder Flügelflieger, als Schwimmer oder auch als Anhafter im Tierfell.

 

Aussaat:

 im Herbst oder im zeitigen Frühjahr

 

Ernte und Lagerung:

Die Brennnessel kann in allen Pflanzenteilen frisch oder getrocknet verwendet werden. Junge Triebe können ab März geerntet und als Tee zubereitet werden. Soll eine Aufbewahrung erfolgen:

Ernte der Blätter zwischen Mai und September – Pflanze kurz über dem Boden abschneiden – HANDSCHUHE!!!

Ernte der Samen von September bis Oktober

Trocknung und Lagerung: für Blätter und Samen die Pflanze büschelweise an einem schattigen und luftigen Ort kopfüber aufhängen. Niemals in der Sonne trocknen – die Pflanze verliert dadurch an Inhaltsstoffen. Die Wurzel besser im Dörrautomat trocknen. Die Aufbewahrung erfolgt in Schraubgläsern.

Warum brennt die Brennnessel?

Kleine Brennhaare an der Pflanze verursachen die schmerzenden Quaddeln auf unserer Haut. Wenn man die Nessel berührt, brechen die Köpfchen der Härchen ab und geben eine Flüssigkeit ab, die unter anderem aus Histamin, Ameisensäure und Acetylcholin besteht und sehr schmerzen kann.


Etymologie und volkstümliche Namen:

Der lateinische Name urtica stammt von urere: brennen

Der deutsche Begriff Brennnessel stammt vom althochdeutschen nezzila und dem mittelhochdeutschen nezzel ab. Beide Begriffe gehen auf die Verwendung der Bastfaser der Brennnessel als Gespinstpflanze für Nesseltuch zurück.

Für die Brennnessel existieren etwa 1100 Mundartnamen – hier einige Beispiele:

Donnernessel, Hanfnessel, Tittenkölbl, Saunessel, Zingel, Gichtrute, Scharfnessel, ....

 

Lebensraum und Futterpflanze für Insekten                 

Brennnesseln sind ein sehr wichtiger Lebensraum und Futterpflanzen für viele Tierarten, darunter Vögel und ehr als 30 heimische Schmetterlingsarten, z.B. der keine Fuchs, das Tagpfauenauge und der Admiral. Aber auch viele andere Insektenarten brauchen die Brennnessel als Raum für die Fortpflanzung oder als Nahrungsquelle.

 

Verwendung der Brennnessel:

Als Heilpflanze:

Die Brennnessel wird von manchen Wissenschaftlern aufgrund ihrer vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten als Königin der Heilpflanzen angesehen.

Erwähnung findet die Brennnessel als Heilpflanze bereits im alten Ägypten, bei namhaften Ärzten der Antike, über Hildegard von Bingen und Paracelsus bis zu Pfarrer Kneipp als hervorragende Heilpflanze.

Sie findet Verwendung als Heilmittel bei den vielfältigsten Arten von Beschwerden:

 von A wie Aphrodisiakum bis Z wie Zipperlein – Näheres unter: HHU


Als Lebensmittel

Die Brennnessel enthält neben ihren vielen anderen Inhaltsstoffen sechsmal so viel Vitamin C wie Spinat, mehr als fünfmal so viel Kalzium wie Milch und mit 40g Eiweiß auf 100g Trockenmasse mehr Eiweiß als die Sojabohne und stellt somit ein absolutes Superfood dar, das ab dem Frühjahr als erfrischendes und entschlackendes Brennnesselwasser, über Smoothies und Brennnesselspinat bis zu den gerösteten Samen im Spätsommer ungemein umfangreich in der gesunden Küche Verwendung finden kann.

WICHTIG: Allerdings muss man bei der Zubereitung beachten, dass die Brennhärchen vor dem Verzehr unschädlich gemacht werden müssen. Dies kann auf unterschiedliche Arten geschehen:

  • kochen, blanchieren
  • sehr fein zerhacken
  • im Tuch auswringen
  • mit einem Nudelholz walken


Hier nur ein ausgewähltes Rezept von vielen

Brennessel-Pesto

Brennnessel-Pesto

  • Brennnesselblätter waschen und trocken tupfen  
  • Pinienkerne in einer Pfanne anrösten
  • Knoblauchzehen (je nach Geschmack) zerhacken
  • Parmesankäse würfeln

Alles zusammen mit Meersalz in einem Mörser zerstoßen Sie, bis daraus eine breiige Masse entsteht. Diese anschließend in ein kleines Glas geben und mit Öl auffüllen und mischen, bis eine schöne cremige Paste entsteht.

mehr über den Link https://www.chefkoch.de/rs/s0/brennnessel/Rezepte.html

Früher wurden gelegentlich Butter, Fisch und Fleisch in Brennnesselblätter gewickelt, um sie länger frisch zu halten. Tatsächlich verhindern die Wirkstoffe der Brennnessel die Vermehrung bestimmter Bakterien.
 

Zur Fasergewinnung

Bereits vor Jahrtausenden gab es Stoffe aus Brennnesseln. Eine Baumwollknappheit im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts ließ das Interesse an der heimischen Faserpflanze wieder aufleben. Um 1900 galt Nesselstoff als „Leinen der armen Leute“. Im Zweiten Weltkrieg fand Nessel zuletzt verstärkt in Deutschland für Armeebekleidung Verwendung.
 

Als Färberpflanze

Die Brennnessel gehörte lange Zeit zu den Färbekräutern. Wolle kann man mithilfe ihrer Wurzel - nach einem Vorbeizen mit Alaun - wachsgelb färben. Mit einer Zinnvorbeize, Kupfernachbeize und einem Ammoniak-Entwicklungsbad erlangte man durch die oberirdischen Teile ein kräftiges Graugrün.
 

Gärtnerische Verwendung

Die Brennnesseln finden im Gartenbau vielfältige Verwendung. Als Kaltwasserauszug oder als Brennnesseljauche werden sie als kostenloser Dünger und als Pflanzenstärkungsmittel eingesetzt, das die Widerstandskraft behandelter Pflanzen gegenüber Schädlingen erhöhen soll.
 

Ethnobotanik

Aufgrund der langen Geschichte der Brennnessel als Heilpflanze und Nahrungsmittel gibt es eine Vielzahl ethnobotanischer Traditionen und Ansichten über diese Pflanze, die zum Teil dem Bereich der Mythen und des Aber- und Wunderglaubens entstammen.
 

Einige der Bräuche:

  • Am Gründonnerstag Brennnesselgemüse essen, soll für das folgende Jahr vor Geldnot schützen
  • Fünf Nesselblätter in der Hand zu halten, hilft dabei, frei von Furcht und bei kühlem Verstand zu bleiben.
  • Am Johannistag Brennnesselpfannkuchen zu essen hilft, um gegen Nixen- und Elfenzauber gefeit zu sein.
  • Am 1. Januar Brennnesselkuchen zu essen, sichert ein gutes Jahr
    In der nordischen Mythologie war die Brennnessel dem Donnergott Thor zugeordnet. Ihre brennende Wirkung symbolisierte göttliche Abwehrkräfte, weshalb sie auch ein Schutzkraut gegen Blitzeinschläge war (daher auch der volkstümliche Name „Donnernessel“).
    So soll man laut Jacob Grimm einen Bund der Pflanze beim Bierbrauen neben das Fass legen, so würden Blitz und Donner das Getränk nicht verderben.
    Wie viele andere stachelige und dornige Pflanzen, so gilt auch die Brennnessel im Volksglauben als dämonenabwehrend.
  • „Jungfrauentest“ mit Brennnesseln. Frauen griffen dafür in ein Brennnesselfeld; wenn es nicht wehtat, so hieß es früher, war der Jungfrauentest bestanden. Was nur wenige wussten: Wenn man Brennnesseln mit etwas Kraft zusammendrückt, „verbrennt“ man sich auch nicht. In manchen Ländern ist dieser Test immer noch gebräuchlich
     

Märchen, und Gedichte mit und um die Brennnessel

Literatur:

Victor Hugo erzählt in seinem Roman "Les Miserables - Die Elenden" von einem Mann, der in einem armen Dorf auftaucht und die Leute lehrt, die Brennnesseln, die dort überall wächst und bis dahin als "Unkraut" angesehen wurden, zu nutzen. Als Faserpflanze, als Nahrungsmittel oder auch als Dünger lindere die Brennessel die Not der armen Leute.

Hans Christian Andersens Märchen „Die wilden Schwäne“, das den „Sechs Schwänen“ der Brüder Grimm stark ähnelt, nimmt darauf Bezug. Die Märchenheldin erlöst ihre Brüder von der magischen Verwandlung in Tiergestalt, indem sie auf dem Friedhof Brennnesseln sammelt und daraus Hemden fertigt. Eine Fee in der Gestalt einer alten kräuterkundigen Frau hatte ihr dazu geraten: „Siehst Du die Brennnessel, die ich in meiner Hand halte? Von derselben Art wachsen viele rings um die Höhle, wo Du schläfst; nur die dort und die, welche auf des Kirchhofs Gräbern wachsen, sind tauglich: merke Dir das. Die mußt Du pflücken, obgleich sie Deine Hand voll Blasen brennen werden. Brich die Nesseln mit Deinen Füßen, so erhältst Du Flachs; aus diesem mußt Du elf Panzerhemden mit langen Ärmeln flechten und binden; wirf diese über die elf Schwäne, so ist der Zauber gelöst.“


Gedicht:

Wenn ihr an Nesseln streifet,
So brennen sie;
Doch wenn ihr fest sie greifet,
Sie brennen nie.
So zwingt ihr die Feinen,
Auch die gemeinen Naturen nie.
Doch preßt ih wacker
Wie Nußaufknacker,
So zwingt ihr sie.

Friedrich Rückert
 

Weiterführende Literatur:

Das Brennnessel-Buch: Die magische Nahrungs-, Heil- und Faserpflanze. Mit Rezepten und praktischen Anleitungen
von: Mechtilde Frintrup